Aktuelle grenznahe Ausbrüche der Tierseuche in Ungarn und der Slowakei mahnen zur Vorsicht
Nach mehreren bestätigten Fällen der Tierseuche Maul- und Klauenseuche (MKS) in Ungarn und der Slowakei ruft das Land Vorarlberg zur erhöhten Aufmerksamkeit auf. Zwar gibt es aktuell keine Fälle in Österreich, doch angesichts der geografischen Nähe betroffener Betriebe an der Ostgrenze Österreichs ist besondere Vorsicht und aktive Mithilfe gefragt. „Wir setzen auf frühzeitige Information statt Panikmache. Aber klar ist auch: Nicht nur Tierhalter empfänglicher Tiere, sondern jede und jeder Einzelne kann dazu beitragen, dass das Virus nicht eingeschleppt wird“, betont Landesrat Christian Gantner.
Die Maul- und Klauenseuche (MKS) ist eine anzeigepflichtige, sehr leicht übertragbare Viruserkrankung bei Paarhufern (z. B. Rinder, Schweine, Ziegen, Schafe sowie Wildtiere wie Hirsche oder Wildschweine). Haustiere wie Hunde, Katzen oder Pferde erkranken in der Regel nicht, können jedoch mit dem Virus kontaminiert sein und es somit indirekt weiterverbreiten. Das MKS-Virus ist für Menschen ungefährlich. Eine Infektion über den Verzehr von Lebensmitteln sowie eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung ist nicht bekannt. Bei Menschen mit unmittelbarem und intensivem Kontakt mit erkrankten Tieren kann gelegentlich eine Infektion auftreten, führt aber in der Regel nicht zu einer Erkrankung.
Vorkommen
Das MKS-Virus ist weltweit verbreitet und tritt insbesondere in Afrika, Asien, dem mittleren Osten und Teilen Südamerikas regelmäßig auf. Seit Herbst 2015 hat es sich auch in der Türkei stark ausgebreitet. In der EU kam es im 21. Jahrhundert zu einzelnen größeren Ausbrüchen – etwa in Großbritannien (2001–2002, 2007), mit Folgefällen in Frankreich, Irland und den Niederlanden. Der letzte EU-weite Ausbruch wurde 2011 in Bulgarien gemeldet. In Österreich trat die Seuche zuletzt im Jahr 1981 auf. Mit dem Fall in Deutschland im Jänner 2025 und den aktuellen Fällen in Ungarn und der Slowakei ist das MKS-Virus Österreich so nahe wie seit Jahrzehnten nicht mehr.
Infektionsweg und Krankheitserscheinungen
Die Übertragung erfolgt durch direkten Kontakt mit infizierten Tieren, deren Produkten (z. B. Rohmilch, frisches Fleisch, Samen) und Ausscheidungen der Tiere oder kontaminierte unbelebte Objekte (z.B. Fahrzeuge, Geräte, Schuhe, Kleidung, Futter, etc.). Infizierte Tiere können das Virus bereits vor Auftreten der ersten Symptome ausscheiden.
Das MKS-Virus ist in der Umwelt sehr stabil. Im Erdboden, in Abwässern oder Jauche sowie gefroren oder eingetrocknet (in Haaren, Kleidern, Schuhen, Heu, etc.) kann es über Monate bis Jahre infektiös bleiben. Eine Übertragung über die Luft ist über beträchtliche Distanzen (bis zu 60 km über Land) möglich.
Erkrankte Tiere leiden in der Regel unter erheblichen Schmerzen. Nicht nur das Aufstehen und Laufen wird zur Qual – auch das Fressen wird aufgrund schmerzhafter Blasen im Maulbereich vermieden. Die verminderte Futteraufnahme schwächt die Tiere zunehmend, beispielsweise geht bei Milchkühen die Milchleistung drastisch zurück. Zwei bis sieben Tage nach der Ansteckung treten erste Krankheitserscheinungen auf: ein bis zwei Tage Fieber (40-42°C), Blasenbildung an Maulschleimhaut, Zunge, Zitzen und im Klauenbereich, Lahmheiten, häufiges Liegen, Schmatzen und Speicheln und Appetitlosigkeit. Schweine und Schafe erkranken meist an den Klauen, bei Ziegen verläuft die Krankheit häufig unauffällig. Todesfälle sind bei Jungtieren häufiger. Eine Behandlung gibt es nicht.
Vorarlberg ist vorbereitet
„Zwar gibt es in Österreich aktuell keine Fälle, doch wir bereiten uns entsprechend vor“, so Landesrat Gantner. „Eine gezielte Vorbereitung ist notwendig, um im Ernstfall gut gewappnet zu sein. Im Rahmen der heutigen Besprechung mit den Systempartnern wurden die weiteren Schritte abgestimmt.“ Fachpersonal wird geschult, die Einsatzbereitschaft geprüft und der Informationsfluss mit Landwirten, Tierärzten und weiteren Systempartnern sichergestellt. Gleichzeitig läuft eine enge Abstimmung mit dem Bundesministerium, um aktuelle Entwicklungen tagesaktuell zu bewerten und Maßnahmen entsprechend anzupassen.
Appell an alle Bürgerinnen und Bürger
Das Land Vorarlberg richtet sich ausdrücklich nicht nur an die Tierhalter empfänglicher Tiere, sondern an alle Bürgerinnen und Bürger – insbesondere auch in Hinblick auf bevorstehende Osterreisen in betroffene Länder (dz. Ungarn und Slowakei) und Jagdausflüge.
„Es geht um unsere Tiere, unsere landwirtschaftlichen Betriebe und unsere Versorgungssicherheit. Jetzt ist der Moment, mit Aufmerksamkeit und Umsicht mitzuwirken – nicht aus Angst, sondern aus Verantwortung“, so Landesrat Gantner abschließend und weist auf die zehn Verhaltensregeln für die Bevölkerung hin:
Betreten Sie keine fremden Ställe, Weiden oder andere landwirtschaftliche Flächen.
Halten Sie sich vor Klauentieren wie Rindern, Schweinen, Schafen, Ziegen, Alpakas und (Farm-)Wild fern – vor allem in Risikogebieten.
Halten Sie Ihren Hund stets an der Leine, insbesondere in Risikogebieten, da das Virus von Wild- und Nutztieren auch z. B. über das Hundefell übertragen werden kann.
Verzichten Sie auf nicht unbedingt notwendige Reisen in die von der Seuche betroffenen Gebiete in der Slowakei und Ungarn.
Fleisch- und Milchprodukte aus Ländern mit MKS dürfen nicht nach Österreich mitgenommen werden.
Es ist verboten, Speisereste an Nutztiere zu verfüttern und Lebensmittel in der freien Natur wegzuwerfen.
Achten Sie auf die Hygiene und Desinfektion von Schuhen, Kleidung und Fahrzeugen vor bzw. nach jedem Kontakt mit Tieren oder landwirtschaftlichen Betrieben.
Kein Jagdtourismus in den betroffenen Gebieten.
Informieren Sie sich und andere über die Gefahren und Schutzmaßnahmen und folgen Sie den Anweisungen der Behörden.
Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber von Personen aus den Risikogebieten werden ersucht, sich über weitergehende Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen zu informieren und diese umzusetzen.
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